Das Friedensmuseum in Hiroshima
Das Friedensmuseum im Hiroshima Friedenspark ist einer der bekanntesten Erinnerungsorte in Japan. Es ist ein informativer als auch sehr trauriger Ort, der die Erinnerung an den verheerenden Atombombenabwurf im Jahr 1945 bewahrt. Als wichtiges Denkmal dient es als Zeugnis des Schmerzes und Leids Hiroshimas und seiner Bewohner. Die Botschaft des Museums ist tiefgreifend und fordert die Abschaffung und allgemeine Abrüstung von Atomwaffen, um solche katastrophalen Ereignisse in der Zukunft zu verhindern.
Das Museum ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Bereich werden Besucher anhand von Pfeilen und Bändern in einer bestimmten Reihenfolgen durch den Raum geführt, während im zweiten Bereich die Laufrichtung freier gestaltet ist.
Im ersten Teil des Museums erhalten die Besucher früh einen Einblick in die Grausamkeit der Nutzung von Atomwaffen. Dies wird mittels diverser Wandbilder, Infotafeln und einer Animation des Atombombenabwurfs aus der Perspektive der Bombe selbst geschaffen. Diese Animation verdeutlicht eindrucksvoll das Ausmaß der Zerstörung und zeigt mit Hilfe mehrerer Radien, wie stark die Druckwelle und die Zerstörung auch noch mehrere Kilometer entfernt waren. Das Licht ist gedimmt und die Ausstellungsräume sind sehr dunkel und eng. Auffällig ist die Rücksichtnahme der Besucher untereinander. Es gab kein Drängen oder lautes Reden. Jeder Besucher ging in sich gekehrt durch die Räume. Die Umgebung des Museums ist geprägt von einer einzigartigen Atmosphäre der Trauer, Ehrfurcht und Hoffnung. Besucher, insbesondere Japaner, spüren eine tiefe emotionale Bindung zu den Opfern und empfinden oft eine starke Sensibilität für die Grausamkeit des Krieges. Viele trauern deutlich sichtbar. Verschiedene Ausstellungsstücke und Fotos zeigen die Zerstörungskraft der Atombombe. Gebäuderuinen, zerstörte Brücken und Straßen sowie Trümmer und darunter begrabenen Menschen prägen das Landschaftsbild. Dies zeigt in aller Deutlichkeit die Brutalität des Krieges und den hohen Preis, den vor allem die unschuldige Zivilbevölkerung durch Kriege zahlen muss. Detaillierte Modelle, die den Feuersturm, die Explosion und die radioaktive Kontamination zeigen, die Hiroshima verwüstet haben, sind ebenfalls zu sehen. Diese zeigen Zerstörung in einem noch nie dagewesenen Ausmaß und vermitteln den Besuchern einen Eindruck vom menschlichen Leid, das sie mit sich bringt. Das Friedensmuseum beherbergt auch persönliche Gegenstände der Opfer, die ihre Geschichten erzählen. Kleidungsstücke sind zu beobachten, die die Menschen beim Abwurf der Atombombe trugen, sowie persönliche Briefe und Tagebücher, die ihr Leben vor der Katastrophe dokumentieren. Auch Teile von Fahrrädern, zerdrückte Brotdosen und die Überreste einer Brille sind dort zu beobachten. Diese Artefakte schaffen eine höchst eindrucksvolle Atmosphäre der Intimität und stellen eine Verbindung zu den Opfern her, indem sie ihr individuelles Schicksal, auch durch Nutzung der vielen Infotafeln, hervorheben.
Eines der bewegendsten Exponate des Museums ist ein geschmolzenes Kinder-Dreirad. Dieses zerstörte Dreirad symbolisiert das unschuldige junge Leben, das durch die Atombombe abrupt beendet wurde. Es erinnert daran, dass es sich bei den Opfern nicht um namenlose Zahlen handelte, sondern um Menschen mit Familien. Doch das Museum nutzt nicht nur Exponate, sondern auch Fotografien und Gemälde, um die Geschehnisse zu reflektieren.
Ein Gemälde zeigt beispielsweise, wie die Flüsse der Stadt von Leichen überflutet wurden. Die Menschen versuchten, der unerbittlichen Hitze der Explosion zu entkommen, wussten jedoch nicht, dass das kühlende Wasser bereits kochte und sie bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Ein anderes Gemälde zeigt den „schwarzen Regen“, der in den folgenden Tagen vom Himmel fiel. Die durstigen Menschen tranken den Regen, ohne zu wissen, dass er bereits kontaminiert war, und starben einer nach dem anderen. Menschen, die viele Kilometer von der Explosion entfernt waren, dachten, sie würden nicht betroffen sein. Doch der schwarze Regen brachte auch ihnen den Tod.
Das Museum informiert nicht nur über die direkten Auswirkungen der Atombombenexplosion, sondern zeigt auch, in Form von Fotografien, die langfristigen physischen als auch psychischen Auswirkungen auf Überlebende. Diese leiden im Laufe der Jahre schwer unter Strahlen- und Brandverletzungen. Bei einem Mann konnte beobachtet werden, wie sein Auge entfernt werden musste. Es war nicht mehr zu retten. Den Besuchern wird schnell klar, dass die Langzeitschäden, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hatte, fast grausamer sind als der schnelle Tod. Oft bemerkten es die Menschen auch zu spät, dass sie betroffen waren. Darüber hinaus werden Informationen zu Strahlenkrankheit, Krebs und anderen Langzeitfolgen aufgeführt, um das Bewusstsein für deren Schäden und die dringende Notwendigkeit einer nuklearen Abrüstung zu stärken.
Darüber hinaus bietet das Friedensmuseum einen Raum für Kontemplation und Interaktion. Besucher können ihre Gedanken und Botschaften des Friedens und der Hoffnung am Ausgang des ersten Museumsteils in einem Gästebuch hinterlassen. Darin teilen Menschen aus aller Welt ihre Eindrücke des Museums, aber auch zur Thematik der Atombombe. Oft waren Aufrufe des Friedens und der Abrüstung zu sehen, aber auch Mitleidsbekundungen gegenüber den Verstorbenen und ihrer Angehörigen.
Der zweite Teil des Museums ist der Erfindung und Entwicklung der Atombombe gewidmet und wird parallel zu den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs präsentiert. Die Atmosphäre ist dort deutlich anders als im ersten Teil. Es ist deutlich heller und es gibt keine konkrete Abfolge mehr, die an den Exponaten und Schildern vorbeiführt. Hier können Besucher gezielt nach Informationen suchen und sich über die Entwicklung der Atombombe informieren. Überraschend ist, dass über die Mitschuld Japans am Krieg kaum gesprochen wird. Auf einer einzelnen Infotafel werden Besucher über die Teilnahme Japans am Weltkrieg informiert. Der Bericht über den Angriff auf Pearl Harbor und das Kriegseintreten Japans ist ebenfalls sehr kurzgehalten. Dies spiegelt sich bei der japanischen Bevölkerung wider, die sich immer noch zum größten Teil als Kriegsopfer betrachtet.
Dennoch muss erwähnt werden, dass das Friedensmuseum in Hiroshima nicht ausschließlich Japan als Kriegsopfer darstellt, sondern vielmehr eine Denkmal- und Erinnerungsfunktion für alle Opfer von Atomwaffen und Krieg darstellen soll. Es bietet den Besuchern Einblicke und regt damit zum Nachdenken an. Außerdem appelliert es, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist, auf der man sich ausruhen kann, und dass die Menschen stets nach einer Welt ohne Atomwaffen streben müssen.
Ein markantes Symbol, dass nicht nur im Museum, sondern auch im Park aufzufinden ist, sind die bunten Origami-Kraniche. Die Papierkraniche sind das Zeichen von einem Mädchen namens Sadako Sasaki, deren Lebensweg im Museum mittels Bilder und Texte ausgestellt ist. Sie wurde nur wenige Jahre vor dem Atombombenabwurf am 7. Januar 1943 in Hiroshima geboren. Als Kind führte Sadako zunächst ein normales und glückliches Leben. Im Alter von 11 Jahren wurde jedoch bei ihr Leukämie diagnostiziert, die vermutlich mit der hohen Strahlenbelastung der Atombombe in Verbindung stand. Trotz ihres schweren Kampfes mit der Krankheit gab sie nie auf. Während ihrer Behandlung hörte sie von einer alten Legende, dass diejenigen, die tausend Kraniche aus Papier falteten, einen Wunsch erfüllt bekommen. Trotz ihres schlechten Gesundheitszustandes und der schmerzhaften Behandlung faltete Sadako einen Kranich nach dem anderen zusammen. Die Geschichte dieses kleinen Mädchens verbreitete sich nicht nur in Hiroshima und Japan, sondern auch auf der ganzen Welt. Tausende Kraniche wurden ihr zugeschickt und Menschen spendeten Papier und Hilfsgüter, um ihre Sache zu unterstützen. Leider verstarb Sadako am 25. Oktober 1955, obwohl sie ihr Ziel erreichte. Als Symbol des Friedens wurden Kraniche in ganz Japan und selbst im Ausland ausgestellt. Sadako Sasaki wurde für die Überlebenden der Atombombe zu einem Symbol des Friedens, der Hoffnung und des Leids. Heute steht ein Denkmal von ihr im Friedenspark und zeigt, wie sie einen ihrer großen Kraniche in der Hand hält.
Das Friedensmuseum verfügt über eine starke internationale Präsenz. Jedes Jahr besuchen es tausende Touristen aus der ganzen Welt und damit hat es eine wichtige aufklärende Funktion. Besucher haben die Möglichkeit, mehr über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und die Bedrohung und zerstörerische Kraft der Atomwaffen zu erfahren. Durch diesen Blick in die grausamen Geschehnisse der Vergangenheit sollen Besucher dazu ermutigt werden, sich zu informieren und dazu beitragen damit so etwas schlimmes nie wieder passiert. Es ist ein Ort, an dem Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammenfinden können, um sich aufzuklären und sich für Abrüstung und Frieden einzusetzen.
Das Friedensmuseum in Hiroshima ist als Erinnerungsort sowohl ein Zeugnis des menschlichen Leids als auch ein Aufruf zum Handeln. Es ist ein Ort des kollektiven Erinnerns und Trauerns für die japanische Bevölkerung. Gleichzeitig lädt das Museum auch ein, sich mit der Geschichte des Atombombenabwurfs auseinanderzusetzen und dient als Appell, dass Frieden kostbar ist und viele Menschen durch Waffen ihr Leben lassen mussten.